Der Lehrbetrieb an der
Mittelalterlichen Universität Das Studienjahr dauerte von
Oktober bis zum September des folgenden Jahres. Der Lehrbetrieb war streng geregelt nach
der monastischen Tageseinteilung im 3-Stundenrythmus.
- Matutin (3 Uhr),
- Prim (6 Uhr), - Hauptvorlesung
- Terz (9 Uhr), - außerordentliche Vorlesungen und Repetitionen zur Hauptvorlesung
- Sext (12 Uhr), - Mittagspause
- Non (15 Uhr), - repetitiones, disputationes (Seminare, Übungen)
- Vesper (18 Uhr), - lectiones in vesperis
- Completurium (nach Sonnenuntergang, 21 Uhr),
- ad mediam noctem (0 Uhr).
Die Dauer der Unterrichtseinheiten ergab sich durch Halbierung
oder Viertelung der 3-Stundeneinheiten und betrug damit 90 oder 45 Minuten - eine
Einteilung die sich bis heute erhalten hat:
Der Lehrbetrieb war in bestimmte Einheiten gegliedert:
- Lectio (Vorlesung) eines bestimmten Textes und Kommentar. Die
Vorlese-Geschwindigkeit wargeregelt, um das Mitschreiben zu ermöglichen, da niemand
eigene Bücher hatte.
- disputatio (Streitgespräch) zur Übung und Anwendung eines gelernten
Stoffes
repetitio (Wiederholung) Wiederholung des Vorlesungsstoffes unter Anleitung eines
älteren Studenten
- Vespera, lat. Abend, liturg. Abendgottesdienst, bestehend aus Hymnus, Psalmen,
biblischer Kurzlesung und Fürbittgebet)
- Nach der Vesper konnten lectiones in vesperis bis 21 Uhr dauern, abgehalten meist
in den Wohnräumen der Magister und Scholaren.
Latein war ausschließliche Sprache an den Universitäten, um
die Verständigung der Studenten aus verschiedene Ländern zu ermöglichen.
Die Lehre an den Universitäten war streng reglementiert und
gekennzeichnet durch Dogmatisierung und Verhärtung. Lehr- und Lernfreiheit gab es nicht.
Anfangs hatten die Universitäten keine eigenen
Räumlichkeiten: Die Vorlesungen und Übungen fanden in kleinen Räumen statt, oft in
Wirtshäusern, Kirchen oder Klöstern, gelegentlich in den Bursen, auch unter freiem
Himmel in Höfen oder auf den Gassen und Plätzen. Die Scholaren saßen in der Regel vor
dem Magister auf dem Boden, um Überheblichkeit vorzubeugen, wie es die Statuten sagen.
Die Prüfungen sowie auch die Promotion zum Doktor wurden
mündlich abgehalten. Neben den Prüfungsgeldern überreichten die Kandidaten den
Magistern der Fakultät. Ausserdem fanden zu den Zeremonien Umzüge durch den
Universitätsort statt, an denen die kirchliche und städtische Würdenträger teilnahmen.
Anschließend folgte der Doktorschmaus, ein Gelage, das sich mehrere Tage hinziehen
konnte. Die Graduierung war teuer, vor allem in den oberen Fakultäten, so daß viele
Scholaren sich daher auch aus diesem Grund keinen höheren Grad leisten konnten.
Quelle:
Prof. Dr. Peter Zahn
"Libri, discipuli, magistri, doctores - Bücher, Studenten, Magister und Doktoren in
der Universität des Mittelalters"
Vorlesung (4.12.) 1997
https://www.ib.hu-berlin.de/~pz/zahnpage/librdisc.htm
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