Trobairitz
Trobairitz waren das weibliche Gegenstück zu den
Trobadors im 11. bis 13. Jahrhundert im südlichen Frankreich, speziell in der Provence.
Das Wort Trobairitz stammt, genau wie Trobador, von dem provenzalischen Wort trobar
dichten.
In den Handschriften, in welchen okzitanische Lyrik sowie den
zu den Dichtern gehörenden Vidas überliefert sind, werden etwa 20 Frauennamen als
Trobairitz bezeichtnet. Eine Überprüfung der realen Existenz dieser Frauen ist jedoch
nicht in allen Fällen möglich.
Insgesamt repräsentieren die Texte der Trobairiz etwa 5% der
überlieferten Trobadordichtung. Diese Werke stellen eine besonderheit der
mittelalterlichen Lyrik dar, da sie von Frauen aus dem weiblichen Blickwinkel verfasst
wurden.
Die Trobairitz stellt ein auf den okzitanischen Sprachraum und
den Zeitraum from späten 11. bis zum 13. Jahrundert begrenztes Phänomen dar. So ist z.B.
bei dem mitteleuropäischen Minnesänger kein weibliches Pendant bekannt.
Themen
Auch wenn die Form der Werke der Trobairitz variiert, so
herrscht doch als zentrales Thema das fin'amor, das Ideal der reinen oder perfekten Liebe
vor. Die idealisierte höfische Liebe findet sich somit hier genauso wie bei ihren
männnlichen Pendants.
Bekannte Trobairitz
Über die Anzahl der Trobairitz herrscht bislang Unklarheit,
die Anzahl variiert je nach Forscher. Folgende Trobairitz sind namentlich bekannt, die
entweder als alleiniges lyrisches Ich in den Dichtungen erscheinen oder als
Dialogpartnerinnen:
Als alleiniges lyrisches Ich
Azalaïs de Porcairagues, Beatriz de Dia, Beiris de Romans,
Castelloza, Clara DAnduza, Tibors de Sarenom, Azalais d'Altier, Gormonda de
Monpeslier
Dialoge von Frau zu Frau
Alaisina Iselda und Carenza, Almucs de Castelnou und Iseut de
Capion,
Diaglogpartnerinnen von Trobadors
Alamanda (mit Giraut de Bornelh), Garsenda de Forcalquier (mit
Gui de Cavaillon), Felipa (mit Arnaut Plagues), Guilhelma de Rosers (mit Lanfranc Cigala),
Lombarda (mit Bernart Arnaut d'Armagnac), Maria de Ventadorn (mit Gui d'Ussel), Ysabella
(mit Elias Cairel)
Ausserdem werden eine Reihe von anonymen Texten ebenfalls
Trobairitz zugeschrieben. Desweiteren werden folgende Frauen den Trobairitz zugeordnet
obwohl keine Werke von ihnen erhalten sind: Gaudairença
Bekannte Trobairitz:
Beatriz de Dia
Beatriz de Dia (auch bekannt als Comtessa de Dia) war im
späten 12. Jahrhundert eine Gräfin von Dia, die als Trobairitz bekannt wurde. Laut ihrer
Vida war sie mit Guilhem de Peitieus verheiratet, doch war sie in den Trobador Raimbaut de
Vaqueiras verliebt, dem sie zahlreiche Lieder schrieb.
Von ihr sind vier Liedertexte überliefert. Zu dem Lied A
chantar m'er ist auch die Melodie erhalten. Ihre Werke, die als gleichbedeutent mit den
Werken ihrer männlichen Zeitgenossen angesehen werden, behandeln die höfische Liebe aus
der Sicht einer Frau.
Lieder
- Ab ioi et ab ioven m'apais
- A chantar m'er de so q'ieu no volria (mit Melodie)
- Estat ai en greu cossirier
- Fin ioi me don'alegransa
Castelloza
Castelloza war eine Trobairitz des frühen 13. Jahrhunderts.
Über ihr Leben ist wenig bekannt. Laut ihrer Vida stammte sie aus der Auvergne und war
mit einem Mann Namens Truc Mairona verheiratet. Wahrscheinlich ist sie im Umfeld des
Trobadors Peirol anzusiedeln.
Vier Lieder von ihr sind überliefert, jedoch von keinem die
Melodie. Damit ist sie neben Beatriz de Dia die einzige Trobairitz, von der mehr als ein
Lied erhalten ist. Das Thema ihrer Lieder ist die betrogene Liebe.
Lieder
- Amics, s'ie us trobes avinen
- Ia de chantar non degr'aver talan
- Mout avetz faich lonc estatge
- Per ioi que d'amor m'avegna
Azalaïs de Porcairagues
Azalaïs de Porcairagues war eine Trobairitz des späten 12.
Jahrhunderts. Über ihr Leben ist wenig überliefert. Laut ihrer Vida stammte sie aus
Montpellier; sie könnte jedoch nach neueren Forschungen auch aus Portiragne stammen.
Azalaïs de Porcairagues gilt als die frühste, namentlich bekannte Trobairitz.
Obwohl nur ein Lied und eine Vida erhalten sind, scheint sie
zu ihrer Zeit durchaus mit Trobairitz wie Beatriz de Dia oder Castelloza verglichen worden
sein.
Der Trobador Raimbaut d'Aurenga, mit dem sie in Korrespodenz
stand, war das Objekt der Begierde in ihren Liedern. Raimbaut d'Aurenga bezeichnete sie in
seinen Werken mit dem senhal (Pseudonym) Joglar (Spielmann).
Lieder
- Ar em al freit temps vengut
Literatur
- Angelika Rieger: Beruf: Joglaressa. Die Spielfrau im okzitanischen Mittelalter, in:
Detlef Altenburg u.a. (Hgg.), Feste und Feiern im Mittelalter: Paderborner Symposium des
Mediävistenverbandes, Sigmaringen 1991 ISBN 3-7995-5402-5
- Meg Bogin: The Women Troubadours. New York: W.W. Norton & Company, 1980.
- Matilda Bruckner, Laurie Shepard, and Sarah White: Songs of the Women Troubadours. New
York: Garland Publishing, Inc., 1995.
- Simon Gaunt and Sarah Kay: The Troubadours. Cambridge: Cambridge University Press, 1999.
- William D. Paden, ed.: The Voice of the Trobairitz: Perspectives on the Women
Troubadours. Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 1989.
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