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TURBA DELIRANTIUM

 

 

Musik

  Trobairitz

beatriz_de_dia.jpg (34484 Byte)Trobairitz waren das weibliche Gegenstück zu den Trobadors im 11. bis 13. Jahrhundert im südlichen Frankreich, speziell in der Provence. Das Wort Trobairitz stammt, genau wie Trobador, von dem provenzalischen Wort trobar „dichten“.

In den Handschriften, in welchen okzitanische Lyrik sowie den zu den Dichtern gehörenden Vidas überliefert sind, werden etwa 20 Frauennamen als Trobairitz bezeichtnet. Eine Überprüfung der realen Existenz dieser Frauen ist jedoch nicht in allen Fällen möglich.

Insgesamt repräsentieren die Texte der Trobairiz etwa 5% der überlieferten Trobadordichtung. Diese Werke stellen eine besonderheit der mittelalterlichen Lyrik dar, da sie von Frauen aus dem weiblichen Blickwinkel verfasst wurden.

Die Trobairitz stellt ein auf den okzitanischen Sprachraum und den Zeitraum from späten 11. bis zum 13. Jahrundert begrenztes Phänomen dar. So ist z.B. bei dem mitteleuropäischen Minnesänger kein weibliches Pendant bekannt.

Themen

Auch wenn die Form der Werke der Trobairitz variiert, so herrscht doch als zentrales Thema das fin'amor, das Ideal der reinen oder perfekten Liebe vor. Die idealisierte höfische Liebe findet sich somit hier genauso wie bei ihren männnlichen Pendants.

Bekannte Trobairitz

Über die Anzahl der Trobairitz herrscht bislang Unklarheit, die Anzahl variiert je nach Forscher. Folgende Trobairitz sind namentlich bekannt, die entweder als alleiniges lyrisches Ich in den Dichtungen erscheinen oder als Dialogpartnerinnen:

Als alleiniges lyrisches Ich

Azalaïs de Porcairagues, Beatriz de Dia, Beiris de Romans, Castelloza, Clara D’Anduza, Tibors de Sarenom, Azalais d'Altier, Gormonda de Monpeslier

Dialoge von Frau zu Frau

Alaisina Iselda und Carenza, Almucs de Castelnou und Iseut de Capion,

Diaglogpartnerinnen von Trobadors

Alamanda (mit Giraut de Bornelh), Garsenda de Forcalquier (mit Gui de Cavaillon), Felipa (mit Arnaut Plagues), Guilhelma de Rosers (mit Lanfranc Cigala), Lombarda (mit Bernart Arnaut d'Armagnac), Maria de Ventadorn (mit Gui d'Ussel), Ysabella (mit Elias Cairel)

Ausserdem werden eine Reihe von anonymen Texten ebenfalls Trobairitz zugeschrieben. Desweiteren werden folgende Frauen den Trobairitz zugeordnet obwohl keine Werke von ihnen erhalten sind: Gaudairença

Bekannte Trobairitz:

Beatriz de Dia

Beatriz de Dia (auch bekannt als Comtessa de Dia) war im späten 12. Jahrhundert eine Gräfin von Dia, die als Trobairitz bekannt wurde. Laut ihrer Vida war sie mit Guilhem de Peitieus verheiratet, doch war sie in den Trobador Raimbaut de Vaqueiras verliebt, dem sie zahlreiche Lieder schrieb.

Von ihr sind vier Liedertexte überliefert. Zu dem Lied A chantar m'er ist auch die Melodie erhalten. Ihre Werke, die als gleichbedeutent mit den Werken ihrer männlichen Zeitgenossen angesehen werden, behandeln die höfische Liebe aus der Sicht einer Frau.

Lieder

  • Ab ioi et ab ioven m'apais
  • A chantar m'er de so q'ieu no volria (mit Melodie)
  • Estat ai en greu cossirier
  • Fin ioi me don'alegransa

Castelloza

Castelloza war eine Trobairitz des frühen 13. Jahrhunderts. Über ihr Leben ist wenig bekannt. Laut ihrer Vida stammte sie aus der Auvergne und war mit einem Mann Namens Truc Mairona verheiratet. Wahrscheinlich ist sie im Umfeld des Trobadors Peirol anzusiedeln.

Vier Lieder von ihr sind überliefert, jedoch von keinem die Melodie. Damit ist sie neben Beatriz de Dia die einzige Trobairitz, von der mehr als ein Lied erhalten ist. Das Thema ihrer Lieder ist die betrogene Liebe.

Lieder

  • Amics, s'ie us trobes avinen
  • Ia de chantar non degr'aver talan
  • Mout avetz faich lonc estatge
  • Per ioi que d'amor m'avegna

Azalaïs de Porcairagues

Azalaïs de Porcairagues war eine Trobairitz des späten 12. Jahrhunderts. Über ihr Leben ist wenig überliefert. Laut ihrer Vida stammte sie aus Montpellier; sie könnte jedoch nach neueren Forschungen auch aus Portiragne stammen. Azalaïs de Porcairagues gilt als die frühste, namentlich bekannte Trobairitz.

Obwohl nur ein Lied und eine Vida erhalten sind, scheint sie zu ihrer Zeit durchaus mit Trobairitz wie Beatriz de Dia oder Castelloza verglichen worden sein.

Der Trobador Raimbaut d'Aurenga, mit dem sie in Korrespodenz stand, war das Objekt der Begierde in ihren Liedern. Raimbaut d'Aurenga bezeichnete sie in seinen Werken mit dem senhal (Pseudonym) „Joglar“ (Spielmann).

Lieder

  • Ar em al freit temps vengut

 

Literatur

  • Angelika Rieger: Beruf: Joglaressa. Die Spielfrau im okzitanischen Mittelalter, in: Detlef Altenburg u.a. (Hgg.), Feste und Feiern im Mittelalter: Paderborner Symposium des Mediävistenverbandes, Sigmaringen 1991 ISBN 3-7995-5402-5
  • Meg Bogin: The Women Troubadours. New York: W.W. Norton & Company, 1980.
  • Matilda Bruckner, Laurie Shepard, and Sarah White: Songs of the Women Troubadours. New York: Garland Publishing, Inc., 1995.
  • Simon Gaunt and Sarah Kay: The Troubadours. Cambridge: Cambridge University Press, 1999.
  • William D. Paden, ed.: The Voice of the Trobairitz: Perspectives on the Women Troubadours. Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 1989.

 

 

Ego Gunter Krebs indignus programator scripsi hunc situm TelaeTotiusTerrae anno domini 2003 Turba Delirantium
© by Turba Delirantium und Gunter Krebs (2003), alle Rechte vorbehalten  Jegliche Veränderungen, Kürzungen, Nachdrucke (auch auszugsweise) bedürfen der Genehmigung der Verfasser.

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