Lexikon
des Hochmittelalters
Die Katharer (Albigenser)
Die katharische Lehre, deren Ursprünge aus weit
zurückreichenden orientalischer Einflüsse stammen, verbreitete sich im 11. und 12. Jh.
in Europa und verankerte sich um 1160 fest im Languedoc.
Hauptprinzip der Lehre ist die Trennung von Gut
und Böse. Dem guten Gott, der über eine geistige Welt des Lichts und der Schönheit
herrscht, steht die vom Teufel beherrschte materielle Welt gegenüber. Der Mensch ist
demzufolge nichts weiter als ein durch eine List des Bösen in der Materie
eingeschlossener Geist.
Die Katharer, ständig das Böse fürchtend,
strebten danach, den in ihrem Körper eingefangenen göttlichen Geist zu befreien. Ihre
Auslegung der Bibel stand in einem großen Widerspruch zur christlichen Orthodoxie. So
bestritten sie z. B. die Göttlichkeit Christi, den sie sich jedoch zum Vorbild nahmen.
Diese neue Kirche hatte vier Bischöfe mit Sitz
in Albi (deswegen auch als "Albigenser" bezeichnet), Toulouse, Carcassonne und
Agen, ohne jedoch eine hierarchische Funktion wahr zu nehmen. Wichtig war die
Unterscheidung zwischen den Vollkommenen (Perfecti) und den Gläubigen (Credentes). Die
sittliche Dekadenz der katholischen Geistlichen verachtend, führten die Vollkommenen ein
vorbildliches Leben nach den Prinzipien von Armut, Keuschheit, Demut und Geduld. Die
Perfecti wurden von den einfachen Gläubigen sehr verehrt, da ihnen das Heil gewiß war.
Die katharische Kirche teilte nur ein einziges
Sakrament aus, das Consolamentum (Tröstung). Dieses wurde nur bei der Ordination eines
Vollkommenen oder bei der Segnung eines im Sterben liegenden Gläubigen verteilt, um den
Zugang zur Erlösung zu gewährleisten. Die Gläubigen versammelten sich zu gemeinsamen
Andachten oder zu öffentlichen Beichten.
Die Überzeugungen, Lebensregeln und Riten der
Katharer standen in eklatantem Widerspruch zur katholischen Mentalität. Die Ablehnung der
traditionellen Sakramente Taufe und Ehe sowie recht freie Sitten und Einstellungen zu
weltlichen Dingen führten zu heftigen Auseinandersetzungen mit der katholischen
Geistlichkeit.
Im Jahre 1150 zog Bernhard von Clairvaux in das Gebiet der
Albigenser, um die Häretiker zu bekehren. Angesichts seiner geringen Erfolge wurde auf
dem 3. Laterankonzil (1179) entschieden, weltliche Mittel einzusetzen. Ab 1204 sandte
Papst Innozenz III. drei Legaten aus, die gegen
die Albigenser predigten und den Grafen von Toulouse, Raymond VI., überzeugen sollten,
auf seine Unterstützung der Katharer zu verzichten. Dieser weigerte sich jedoch und wurde
1207 exkommuniziert. im Januar 1208 wurde einer der drei päpstlichen Legaten, Pierre de
Casteinau, ermordet, und sogleich wurde Raymond Vl. des Mordes angeklagt. Dieser Vorfall
war Auslöser für den 1. Kreuzzug gegen die Albigenser, zu dem Papst Innozenz III. im März 1208 aufrief. Unter der
Führung des Priesters Arnaud-Amaury de Citeaux und später unter Simon de Montfort
vereinigten sich die Ritter der Ile-de-France, der Normandie, der Picardie. aus Flandern,
der Champagne und dem Burgund sowie rheinische, friesische, bayerische und sogar
österreichische Adlige. Der "heilige Krieg" sollte mehr als 20 Jahre dauern.
1209 gab es in Béziers ein Massaker mit 30 000 Toten. Im August 1209 wurde Carcassonne
belagert bis Wassermangel die Eingeschlossenen zu Aufgabe zwang. Der Vicomte Raymond-Roger
de Trencavel wurde gefangen genommen und durch Simon de Montfort ersetzt. Dieser setzte den
Kreuzzug fort und die katharischen Hochburgen Lastours, Minerve, Termes und Puivert
(1210) wurden nacheinander erobert. 1215 wurde Raymond VI. von Simon de
Montfort gefangengenommen. Dessen Sohn, Raymond VII., rächte seinen Vater, indem er einen
8 Jahre andauernden Befreiungskrieg organisierte. Nach dem Tode von Simon de Monfort 1218
führte dessen Sohn Amaury den Krieg weiter.
Auch nach dem Fall der Festungen waren die
Katharer noch nicht besiegt. 1226 wurde der 2. Kreuzzug begonnen, der vom König von
Frankreich persönlich, von Ludwig VIII., angeführt wurde. Dieser heilige Krieg
verwandelte sich jedoch bald in einen politischen Krieg. Es gelang der
Gattin Ludwigs, Blanka von Kastilien, durch den Friedensvertrag von Meaux-Paris (1229),
ein bedeutendes Territorium an das Königreich anzuschließen. Damit war jedoch der Kampf
gegen die Häresie nicht beendet; Die Inquisition und damit der
Dominikanerorden wurde 1231 von Papst Gregor IX. mit dieser Aufgabe betraut. An der Seite
der Dominikaner eroberten die Kreuzritter im Jahre 1240 die Burg Peyrepertuse. 1242
unternahm Pierre-Roger de Mirepoix, Herr der Festung Montségur, die die Hochburg der
Katharer war, einen Feldzug nach Avignonet, um die Mitglieder eines
Inquisitionstribunals zu töten. Gleichzeitig ließen sich 6000 Kreuzritter am Fuße der
Burg Montségur nieder. Nach einer 10-monatigen Belagerungszeit errichteten die
französischen Soldaten einen riesigen Scheiterhaufen: 215 Katharer kamen in den Flammen
um. Die letzten Häretiker flüchteten auf die Burg Puilaurens wo sie wenig später
ermordet wurden. Der Krieg gegen die Albigenser endete im Jahre 1255 mit der Belagerung
und Eroberung der Burg Quéribus, der letzten Bastion der Katharer.
Quelle:
Die Katharer
https://www.katharer.de
"Die Katharer"
https://www.jemay.de/katharer.html
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