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  Feige

    

Feige (Ficus carica L.)
© Photo: Claudia Krebs
 

Botanische Beschreibung: Feige (Ficus carica L.)

Familie: Moraceae

Der milchsaftführende Feigenbaum ist ein sommergrüner, laubabwerfender 3-10 m hoher Baum mit graubrauner Rinde, der zuweilen auch strauchförmig wächst. Die Gattung umfasst etwa 1000 vor allem tropische, sehr vielgestaltige Arten, die vorwiegend immergrün sind. Sie gehören zu den Maulbeerbaumgewächsen. Die Feige ist im Mittelmeergebiet, Arabien, Kleinasien und Westasien bis in den Kaukasus verbreitet. Dort wächst sie bevorzugt an sonnigen trockenen und warmen Felshängen mit kräftigen Wurzeln, die tief in die Klüfte eindringen. Bei uns ist die Feige in Gebieten mit mildem Weinbauklima winterhart und trägt meist auch Früchte, die im September reifen. Feigen, die im Küstengestrüpp des Kaspischen Meeres und in der nordwestlichen Türkei wachsen, gelten als Urahn der kultivierten Feige.

Die wechselständig stehenden Blätter sind sehr veränderlich, einfach oder handförmig mit 3-5 zur Spitze hin verbreiterten Lappen, was in der Gestalt dem aus der Bibel bekannten typischen "Feigenblatt", mit dem Adam und Eva ihre Scham bedeckten, entspricht. Die Blüten der Feige sind klein und eingeschlechtlich. Sie haben eine unscheinbare Blütenhülle und stehen dichtgedrängt im Innern eines flaschenförmigen Blütenstandes, der typischen "Feigen"frucht, mit sehr enger Öffnung, der dadurch entsteht, dass die Blütenstandsachse randlich krugförmig emporwächst und so die Blüten ins Innere verlagert. Diese Früchte stehen einzeln in den Achseln der Blätter. Um die Öffnung gruppieren sich männl. Blüten mit 5 Staubblättern, die weibl. Blüten sind im übrigen Krug verteilt und bestehen aus einem Fruchtknoten, der sich zu einer Steinfrucht (das "Körnige", wenn man Feigen isst) mit fleischigem Fruchtstiel entwickelt. Die reife Feige ist 5-8 cm lang, grün braun oder dunkelviolett, oft bläulich bereift, mit grünem bis rotem Fleisch.

Ungewöhnlich und einmalig ist der Bestäubungsvorgang bei den Feigen. In jahrtausendelanger Kultur haben sich nämlich aus der Wildfeige zwei Varietäten der Kulturfeige herausgebildet, die untereinander und mit einer bestimmten Gallwespe (Blastophaga psenes) eine enge Symbiose eingegangen sind. Die Hausfeige, var. domestica, bildet in den Blütenständen nur langgrifflige weibl. Blüten, die Bocks- oder Holzfeige, var. caprificus, sowohl kurzgrifflige weibl., sogenannte Gallblüten, als auch in der Nähe des Ostiolums (schmale Öffnung der Feige), männliche Blüten. Beide Varietäten bringen jedes Jahr drei Generationen von Blütenständen hervor: die 1. Generation im Februar/März (reifen im Juni/Juli), die 2. Generation im Mai/Juni (reifen im August/September) und die 3. Generation im August/September (reifen von Dezember bis März). Die Larven der Gallwespe entwickeln sich in den Gallblüten der überwinternden Fruchtstände der nicht essbaren Bocksfeige, schlüpfen dort im März/April und die Männchen begatten die Weibchen noch in der Feige. Erstere sterben danach, die Weibchen fliegen aus und dringen in die 1. Generation der Bocks- (sog. Profichi, Vorfeigen) und Essfeigen ein, bestäuben diese aber nicht, da die überwinternden Bocksfeigen, woher die Weibchen kommen, in der Regel keine männlichen Blüten enthalten. Daher fällt die 1. Generation der Essfeigen meist vor der Reife ab. In den Bocksfeigen der gleichen Generation stechen die Weibchen die Gallblüten an und legen ihre Eier ab. Die 2 Generation der Gallwespen verlassen nach der Begattung die Bocksfeigen und sind mit Pollen der dann vorhandenen männlichen Blüten beladen, die sie nun auf den Narben der 2. Generation der Essfeigen (sog. Fichi, Sommerfeigen) abladen. Da die Griffel der ausschließlich weiblichen Blüten der Essfeigen länger sind als die Legestachel der Wespen, unterbleibt bei ihnen eine Eiablage. Diese erfolgt wiederum in den Bocksfeigen, wo die 3. Generation der Gallwespen heranwächst. Diese bestäuben dann die 3. Generation des Essfeigen (ebenfalls Fichi) und nur wenige überlebende Wespen stechen wiederum die Gallblüten der 3. Generation der Bocksfeigen (sog. Mamme, Nachfeigen) an, die zusammen mit den Wespen überwintern, im Frühjahr reifen und den Kreis schließen. Alle 3 Generationen der Bocksfeige sind holzig und ungenießbar, zumindest die 2. und 3. Generation der Essfeigen sind saftig und süß. Vorfeigen und Nachfeigen dienen also nur der Vermehrung der Gallwespen, die Fortpflanzung der Feige ist lediglich durch die Sommerfeigen gewährleistet. Um die Bestäubung zu sichern, hängte man seit alters Zweige der Bocksfeigen in die blühreifen Bäume der Essfeigen und nannte dieses Verfahren "Caprifikation". Heute gibt es auch Rassen der Essfeige, die ohne Bestäubung und Befruchtung, d.h. parthenokarp, Früchte erzeugen.

Die Feigenfrucht ist Sinnbild für das weibliche Geschlecht und Feigenholz wurde bevorzugt verwendet zum Schnitzen des kultischen Penis. Die vielfach im Süden verwendete Geste "einem eine Feige zeigen", indem der Daumen zwischen Ring- und Mittelfinger geschoben wird, ist eindeutig obszön und beleidigend. J.B. Friedreich führt Geste und Ausdruck auf die Zeit Kaiser Friedrichs ´Barbarossa´ zurück. In der Fehde mit den Mailändern ereignete sich, dass letztere die Kaiserin Beatrix, die ihnen in die Hände gefallen war, demütigten, als sie diese rücklings mit dem Kopf in Richtung des Schweifes auf eine Eselin gesetzt und so durch Mailand geführt hatten. Nach der Rückeroberung Mailands ließ Barbarossa die Stadt schleifen und schenkte nur jenen Einwohnern das Leben, die sich der Erniedrigung unterwarfen, mit ihren Zähnen eine Feige aus dem After einer Eselin zu holen und auch wieder hinein zu stecken.

Autor:

Claudia Henn

Quelle:

BIOZAC - BIOkybernetisches Zentrum AAChen
Die Pflanzen des Capitulare de Villis
https://www.biozac.de/biozac/capvil/Cvficus.htm

 

 

Ego Gunter Krebs indignus programator scripsi hunc situm TelaeTotiusTerrae anno domini 2003 Turba Delirantium
© by Turba Delirantium und Gunter Krebs (2003), alle Rechte vorbehalten  Jegliche Veränderungen, Kürzungen, Nachdrucke (auch auszugsweise) bedürfen der Genehmigung der Verfasser.

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