Odo de Chatillon (auch Odo de Lagery) wurde um das Jahr 1042
geboren und entstammte einer Adelsfamilie aus Chatillon-sur-Marne. Nach dem Besuch der
Kathedralschule in Reims wurde er Domherr und Erzdiakon der Kathedrale. 1070 wurde er von
Abt Hugo in den Orden der Kluniaszenser aufgenommen und war Mönch und später Prior in
der Benediktinerabtei Cluny. Nach kurzer Tätigkeit als Prior ging Odo für den Orden nach
Rom. Dort wurde er 1078 von Gregor VII. zum Kardinalbischof von
Ostia ernannt, von 1082 bis 1085 diente er als päpstlicher Legat in Deutschland und
Frankreich. Als Odo nach dem Tod Papst Viktor III. im März
1088 vom Konklave in Terracina zum Papst gewählt wurde, war Rom noch vom Gegenpapst
Clemens III. (Wibert von Ravenna) besetzt. Erst im Jahr 1093 gelang es Odo, der den Namen
Urban II. angenommen hatte, durch geschickte Diplomatie und Geldzahlungen, in den Vatikan
einzuziehen. Als Papst bemühte er sich, die gespannten Beziehungen zum byzantinischen
Reich zu verbessern, so hob er 1089 den Bann gegen den byzantinischen Kaiser Alexios auf.
Auf dem Konzil zu Piacenza 1095 setzte Urban Erlasse gegen Simonie und die Ehe von
Geistlichen durch. Abgesandte des byzantinischen Kaisers überbrachten auf diesem Konzil
auch die Bitte des Kaisers um Soldaten aus dem Westen für seine Feldzüge, eine Bitte,
die Urban nach Sichtweise einiger Historiker vermutlich zu seinem Kreuzzugsaufruf auf dem
folgenden Konzil von Clermont inspiriert hat.
Dieser berühmt gewordene Aufruf zum Kreuzzug fand am 27.
November 1095 in einer öffentlichen Sitzung des Konzils statt. Den Chronisten zufolge war
die versammelte Menschenmenge zu groß, um in der Kathedrale Platz zu finden und Urban
hielt seine Ansprache deswegen auf freiem Feld vor den Stadttoren. Urbans Rede von den
Leiden der Christenheit im Osten, der Mißhandlung durch die Ungläubigen und der
Notwendigkeit der Befreiung der heiligen Stadt Jerusalem wurde begeistert aufgenommen.
Adhemar de Monteil, Bischof von Le Puy, der später zum Führer des Zugs ernannt wurde,
bat als erster um die Erlaubnis, ziehen zu dürfen, und viele andere schlossen sich ihm
an. Durch diesen Kreuzzug sollte das abendländische Christentum (und damit auch
Jerusalem) von der Herrschaft der "Ungläubigen", der Muslime, befreit werden.
Jerusalem wurde schon vier Jahre später erobert.
Urban II. saß bis 1099 auf dem päpstlichen Stuhl. Sein
Nachfolger wurde Papst Paschalis II.
Autor: Gunter Krebs |