Syrien 2005:
Saone (Qalaat Sahyun) - Saladinsburg
Eine erste Burganlage bestand bereits im 10. Jh.
Urkundlich belegt ist die Eroberung der Burg durch den byzantinischen Kaiser Johannes I.
Tzimiskis, der sie den Hamdaniden von Aleppo im Jahr 975 entriss. Die Burg war strategisch
günstig gelegen, da sie die Verbindungsstraße von der Hafenstadt Latakia ins Orontestal
und nach Aleppo beherrschte. Unter den Byzantinern wurde die Burg zu einer bedeutenden
Festungsanlage ausgebaut. Sie verfügte über kleine Rundtürme, die aus der Mauerflucht
der Ringmauer hervorragten. Die gefährdete Ostseite wurde von vier parallel verlaufenden
Mauern geschützt, die von einer Seite des Burgberges zur anderen verliefen. In der Mitte
des Burghügels gab es eine rechteckige Kernburg mit quadrati-schen Vorsprüngen Das
Mauerwerk ist an den kleinformatigen Quadersteinen zu erkennen.
Im Jahre 1108 fiel die Burg als Ergebnis der
heftigen Kämpfe zur Ausdehnung seines Fürsten-tums an Tankred von Antiochia. Dieser
vergab sie als Lehen 1119 an Robert von Sahyun, einem seiner hochrangigen Gefolgsleute.
Die Burg wurde zum Zentrum eines bedeutenden Herrschaftsgebietes. Bei Kämpfen um die zu
seinem Besitz zählende Stadt Zerdana wurde Robert noch im gleichen Jahr gefangen genommen
und hingerichtet. Seine Schädeldecke soll sich Sultan Togtekins als Trinkschale in Gold
fassen lassen haben. Roberts Lehen übernahm sein Sohn Wilhelm, der damit zum
bedeutendsten Vasallen des Fürstentums Antiochia wurde.
Die bedeutenden Einnahmen aus seinem
Herrschaftsgebiet ermöglichten es Wil-helm, die Burg in großzügiger Weise auszubauen.
Ist für andere Kreuzritterburgen der Zeit typisch, dass kostengünstig und schnell gebaut
wurde, begegnet uns in der fränkischen Anlage eine sehr sorgfältig errichtete Burg und
stellt heute das best erhaltene Beispiel früh fränkischen Burgenbaus dar. Es wurde eine
große Anzahl von sachkundigen Arbeitskräften eingesetzt und gutes Material, akkurat
zugerichtete Bossensteine, verwendet. Der an der Ostseite der Burg errichtete Donjon
besteht zum Teil aus außergewöhnlich großen, gut zugehauenen und bis zu vier Meter
langen Bossensteinen. Der am meisten beeindruckende Teil der Burg ist aber der große
Graben. Über eine Länge von 130 m, eine Breite von 20 m und eine Tiefe von 28 m wurde er
in den Felsen gehauen. Nur eine Felsspitze, die einen Brückenpfeiler zum Osttor trug,
ließ man stehen. An der gefährdeten Südseite wurde eine neue, mit viereckigen Türmen
versehene Mauer errichtet. Hier lässt sich der Einfluss der byzantinischen
Festungsbaukunst nachweisen. Türme und Wehrgänge auf den Mauern waren nicht miteinander
verbunden, so dass sie sich einzeln verteidigen ließen.
Neben dem Tor am großen Graben verfügte die
Burg über drei weitere Tore. War das östliche Tor durch zwei flankierende
Halbrundtürme, eine Zugbrücke und eben den Graben geschützt, waren die anderen Tore,
versetzte Zwingertore, in ihrer Konstruktion der byzantinischen Festungsbaukunst entlehnt.
Nach seinem Sieg bei Hattin 1187 unternahm
Saladin 1188 einen groß angelegten Feldzug nach dem Libanon und Syrien. Um Antiochia
einnehmen zu können, belagerte er zunächst Sahyun. Am 26.Juli 1188 stand er mit seinem
Heer und sechs Wurfmaschinen vor der Burg. Zwei Wurfmaschinen wurden an der nordöstlichen
Ecke und die vier weiteren an der Südseite der Burg aufgestellt. Am 27. Juli begann der
Beschuss mit Steinkugeln. Ausfälle der Belagerten waren nicht erfolgreich. Bereits am 28.
Juli begannen die Mauern dem Beschuss nachzugeben. Durch Mauerbreschen drangen Saladins
Soldaten in die Burg ein. Die Franken zogen sich in den oberen Teil der Burg zurück. In
ihrer aussichtslosen Lage willigten sie in eine Kapitulation ein. Nach der Zahlung eines
Lösegelds konnte die Familie des Grafen die Burg verlassen. Er selbst wurde nach Damaskus
gebracht und hingerichtet. Der tiefere Grund für das schnelle Fallen der gewaltigen Burg
war das Fehlen einer ausreichenden Besatzung.
Saladin vergab die Burg an die Familie des Emirs
Mankawar, in deren Besitz sie bis 1272 verblieb. In diesem Jahr nahm der Mameluckensultan
Baibars die Anlage. 1280 wurde die Burg vom Gouverneur von Damaskus, Ashakar, und 1287
durch Sultan Qalaun besetzt.
Unter Emir Mankawar wurden die Schäden der
Belagerung repariert. An der Nordostecke kann man die Ausbesserungen noch heute erkennen.
Weitere Bauten aus der abujidischen Zeit (Herrschaft Saladins und seiner Nachfolger) sind
Überreste eines Bades hinter der Moschee aus der Mameluckenzeit, erbaut durch Sultan
Qalaun.
Im Jahre 1840 beschießen türkische Truppen die
Burg. Weitere Beschädigungen werden durch die Besetzung der Burg durch Ibrahim Pascha in
der zweiten Hälfte des 19. Jh. angerichtet.
Blick auf die Höhenburg Saone.
Blick durch den großen in den Fels gehauenen
Graben an der Ostseite, mit dem Brückenpfeiler.
Blick durch ein Fenster.
Lagerräume.
Wolfram und Verena auf der Saone.
Photos: Wolfram
Dortschy
Quelle:
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