 Hortulus
Die Geräte des Gartenbaus im Mittelalter
Über die Gerätschaften des mittelalterlichen
Gartenbaus geben diverse schriftliche Zeugnisse und zeitgenössische Bilder Auskunft.
Wie etwa die Illustrationen früher
Gartenbauliteratur wie die Werke des Petrus de Crescentiis oder das Hausbuch der
Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnberg, in welchem Handwerksbilder des 15.
Jahrhunderts zu finden sind.
Besonders wertvoll sind natürlich
Ausgrabungsfunde mit Resten von Gartenbaugeräten.
Leider
verraten uns derartige Funde und deren Fundzusammenhänge nicht ob die Geräte wirklich im
Gartenbau Verwendung fanden. So könnten zum Beispiel Hacken, Spaten und Schaufeln so wie
manche Zugmesser ihren Einsatz auf der Baustelle oder bei der Laubheugewinnung gefunden
haben.
Leider haben die Funde von Gartengerätschaften
zumeist sehr schlechtem Erhaltungszustand, so das in der Regel nur noch deren Metallteile
erhalten sind. Daher ist der heutige Kenntnisstand der Gartengeräte welche
ausschließlich aus Holz angefertigt wurden vergleichsweise schlecht. Beispielsweise bei
Harken, Rechen und Pflanzhölzern. Da man bei schneidenden und den Boden öfffnenden
Geräten jedoch kaum auf die Verwendung von Eisen verzichten konnte sind diese Geräte
recht gut belegt. So gibt es einige mittelalterliche Funde von Reb-, Okulier- und
Zugmessern bzw. Hacken, Spaten und Schaufeln.
Aus dem Grund, daß man Sicheln und Sensen neben
ihrem Einsatz im offenen Grünland vermutlich auch zur Pflege von Grasgärten herangezogen
hat, werden sie ebenfalls genannt. An Hand der zur Verfügung stehenden Quellen zeigt sich
für die Verwendung der Gartengeräte im Mittelalter folgendes Bild: Die Erschließung
eines Gartengeländes und die Beseitigung des vorher vorhandenen Bewuchses erfolgte mit
Hilfe der Axt und einer schweren Gartenhacke. Einige Hacken konnten ähnlich einer
Kreuzhacke beidseitig verwendet werden und wurde wohl auch zur Stockrodung eingesetzt
worden sein. Zur Anlage von Beeten kamen Spaten zum Einsatz. Wie zahlreiche Bildquellen
und aräologische Funde erkennen lassen, handelte es sich dabei um Holzspaten, die
lediglich einen eisernen Randbeschlag besaßen. So war trotz sparsamer Verwendung des
kostbaren Metalls die Festigkeit des Spatens und ein effektives Arbeiten mit ihm
gewährleistet.
Aus häufigen Darstellungen in Stunden- und
Kalenderbüchern kann man darauf schließen, dass die Beete vor der Frühjahrsbestellung
regelmäßig umgegraben wurden. Gelegentlich ist auch zu sehen, wie mit dem Spaten
Pflanzgruben für Bäume ausgehoben wurden. Je nach den Bodenverhältnissen dürfte hierzu
allerdings auch die schwere Gartenhacke verwendet worden sein.
Für die Verlagerung von Bodenmaterial über
kurze Entfernungen bot sich die ebenfalls belegte Schaufel an, welche Beispielsweise bei
der Anlage von Wegen und Rasenbänken zum Einsatz kam.
Das es verschiedenartige Formen des Düngens
gegeben hat, geht aus den zum z.T. mächtigen Hortisolen hervor. Zur Verteilung von
Düngematerial wie Stallmist, Fäkalien oder verschiedenen anderen Siedlungsabfällen auf
die Gartenbeete erfolgte vermutlich mit Forken. Verschiedene Quellen lassen erkennen, dass
diese Geräte aus Holz oder Eisen gefertigt sein konnten.
Um die Beete zu glätten (z.B. für Aussaat und
Bepflanzung) standen leichte Gartenhacken und vermutlich Harken bzw. Rechen zur
Verfügung. Wärend Rechen und Harken überwiegend aus Holz ergestellt wurden, waren die
Hacken aus Eisen. Bei den leichten Gartenhacken sind verschiedene Typen zu unterscheiden.
Neben Blatthacken mit unterschiedlicher Form des Blattes gab es auch Geräte, bei denen
dem Blatt gegenüber zwei Zinken standen. Daneben sind auch Hacken belegt, die zwei oder
drei Zinken besaßen. Mit derartigen Geräten erfolgte vermutlich auch die Pflege der
Beete zur Bekämpfung der Unkräuter und zur Auflockerung des Bodens. Je nach Verwendung
gab es solche Geräte mit langem oder kurzem Stiel (wie bei modernen Handgeräten).
Differenzierungen im Gartengerätebestand sind nicht auszuschließen, konnten allerdings
bislang auch noch nicht erfasst werden.
Das vorhanden sein von Pflanzhölzern lässt
darauf schließen, dass man offensichtlich auch vorkultivierte Jungpflanzen (z.B. diverse
Gemüsearten) verpflanzt hat.
Viele zeitgenössische Abbildungen bezeugen die
Verwendung der Sense im Grünland, die der Sichel hingegen lediglich bei der
Getreideernte.
Für die Veredlung der Obstbaumarten durch
Pfropfen oder Okulieren gab es verschiedene Messer. Dies gilt ebenso für die Pflege der
Gehölze und insbesondere des Weinstocks.
(Claudia Henn: 19.07.2003)
Quelle:
Der
Garten von der Antike bis zum Mittelalter
M. Carrol-Spillecke u.a.
Verl.: Philipp von Zabern (1992)
ISBN: 3-8053-1355-1 |